Verlorenes Herz

Ich kannte einen Mann, der sein Herz verloren hatte. Weder seine Frau, noch seine Kinder schienen es bekommen zu haben. "Das ist seltsam", sagst du. Nun, er litt unter Hunger. Er hatte kaum genug zu essen. Seine Kleider waren abgetragen. Er ließ alle um ihn herum verhungern...

Ich kannte einen Mann, der sein Herz verloren hatte. Weder seine Frau, noch seine Kinder schienen es bekommen zu haben. "Das ist seltsam", sagst du. Nun, er litt unter Hunger. Er hatte kaum genug zu essen. Seine Kleider waren abgetragen. Er ließ alle um ihn herum verhungern. Es schien, als ob er kein Herz hatte. Eine arme Frau schuldete ihm ein wenig Miete. Sie wurde auf die Straße gesetzt. Er hatte kein Herz. Jemand war mit der Rückzahlung des Geldes, das er ihm geliehen hatte, ein wenig im Verzug und die kleinen Kinder des Schuldners weinten vor Hunger. Doch der Mann kümmerte sich nicht darum, wer vor Hunger weinte und was mit den Kindern geschah. Er wollte sein Geld haben. Er hatte sein Herz verloren und ich konnte nie herausfinden, wo es war, bis ich eines Tages zu seinem Haus ging und eine große Truhe sah: Sie stand hinter der Tür eines inneren Zimmers, und als er sie mit einem schweren Schlüssel aufschloss, die Riegel aufsprangen und sich das Innere öffnete, befand sich darin ein muffiges, verstaubtes Ding, so trocken und leblos wie der Kern einer sieben Jahre alten Walnuss. Das war sein Herz. Wenn du dein Herz in einem eisernen Safe eingeschlossen hast, hol es heraus. Hol es heraus, so schnell du nur kannst. Es ist eine schreckliche Sache, ein Herz in Fünf-Pfund-Noten einzupacken oder es unter Haufen von Silber und Gold zu begraben. Herzen sind nie gesund, wenn sie mit hartem Metall bedeckt sind. Dein Gold und Silber sind verkrustet, wenn dein Herz an sie gebunden ist.

C. H. Spurgeon: Barbed Arrows from Spurgeon's Quiver; Übertragung: JW


Bibelstellen:
Matthäus 6,19-21; Lukas 12,33-34; 1. Timotheus 6,10; Jakobus 2,15-16; Matthäus 25,35-40