Überraschende Bekehrung

Der Geistliche eines Gefängnisses, der ein guter Freund von mir ist, erzählte mir einmal von einem überraschenden Bekehrungsfall bei dem das Wissen um den Gnadenbund Gottes das wichtigste Werkzeug des Heiligen Geistes war. ... Selbst im Vergleich zu anderen Sträflingen war er besonders abstoßend...

Der Geistliche eines Gefängnisses, der ein guter Freund von mir ist, erzählte mir einmal von einem überraschenden Bekehrungsfall bei dem das Wissen um den Gnadenbund Gottes das wichtigste Werkzeug des Heiligen Geistes war. Mein Freund hatte einen Mann in seiner Obhut, der äußerst gerissen und brutal war. Selbst im Vergleich zu anderen Sträflingen war er besonders abstoßend. Er war bekannt für seine Kühnheit und seine totale Gefühllosigkeit bei der Ausführung von Gewalttaten. Ich glaube, man nannte ihn "den König der Würger". Der Geistliche hatte mehrmals versucht, mit ihm zu sprechen, doch er hatte nicht einmal eine Antwort erhalten. Der Mann war mürrisch und lehnte jede Belehrung ab. Schließlich äußerte der Sträfling den Wunsch nach einem bestimmten Buch. Da es sich allerdings nicht in der Bibliothek befand, wies der Geistliche auf die Bibel, die in seiner Zelle lag, und fragte: "Haben Sie dieses Buch schon einmal gelesen?" Der Sträfling gab keine Antwort, sondern schaute ihn an, als wolle er ihn töten. Der Geistliche wiederholte die Frage freundlich und versicherte dem Mann, dass das Buch bei näherer Betrachtung sehr interessant sein könnte. "Sir", sagte der Sträfling, "Sie würden mir eine solche Frage nicht stellen, wenn Sie wüssten, wer ich bin. Was habe ich mit einem solchen Buch zu tun?" Der Geistliche erklärte ihm, dass er seinen Charakter sehr wohl kannte und ihm gerade deshalb die Bibel empfahl, weil sie zu seiner Situation passte. "Das bringt mir gar nichts", rief er, "ich habe keine Gefühle mehr." Mit geballter Faust schlug er gegen die Eisentür seiner Zelle und sagte: "Mein Herz ist so hart wie dieses Eisen! Kein Buch kann mich je berühren." "Nun", sagte der Geistliche, "Sie brauchen ein neues Herz. Haben Sie jemals vom Gnadenbund gelesen?" Darauf antwortete der Sträfling mürrisch und fragte nach der Bedeutung dieses Geredes. Der Geistliche antwortete: "Hören Sie auf diese Worte: 'Ein neues Herz will ich dir geben und einen neuen Geist in dich legen.'" Diese Worte versetzten den Sträfling in Erstaunen, und das war gut so. Er bat darum, den betreffenden Vers in der Bibel nachschlagen zu dürfen. Er las den Vers wieder und wieder. Als der Geistliche am nächsten Tag wiederkam, war das wilde Tier gezähmt. "Oh, ich hätte nie zu träumen gewagt, dass es ein solches Versprechen gibt!", sagte er. "Ich hätte nie für möglich gehalten, dass Gott so zu den Menschen spricht. Wenn er mir ein neues Herz schenkt, wäre das ein Wunder seiner Barmherzigkeit. Und doch glaube ich", sagte er, "dass er dieses Wunder an mir vollbringen wird, denn die Hoffnung auf ein neues Wesen beginnt, mich zu berühren, wie ich noch nie zuvor berührt worden bin." Dieser Mann wurde sanftmütig, respektierte die Autorität und vertrauensvoll gegenüber Gott.

C. H. Spurgeon: Barbed Arrows from Spurgeon's Quiver; Übertragung: JW


Bibelstellen:
Hesekiel 36,26; Jeremia 30,11; Römer 8,14.15; Titus 3,5