Missverstanden

Ein missverstandener Mann lebte sparsam, obwohl er reich war, und galt als geizig. Nach seinem Tod stellte sich heraus, dass er sein Vermögen für einen Wasserversorgungsbau spendete, um der Stadt zu helfen.

Ich habe von einem Mann gehört, der in einer bestimmten Stadt lebte und der, solange er lebte, sehr missverstanden wurde. Es war bekannt, dass er ein großes Einkommen hatte, aber er führte ein geiziges Leben. Und es gab lautes Gemurmel über die spärliche Hilfe, die er seinen Mitmenschen gewährte: Er wäre knauserig in vielerlei Hinsicht und würde sein Geld horten. Doch als er starb, musste das Volk sein Urteil revidieren, denn nun zeigte sich das wirkliche Motiv seiner Sparsamkeit. Er hinterließ sein Vermögen für den Bau eines Reservoirs und eines Aquädukts, um die Stadt, in der er verachtet und missverstanden worden war, ständig mit sauberem Wasser zu versorgen. Dies war das Hauptbedürfnis der Menschen, die lange unter Dürre und Krankheiten gelitten hatten, weil die Versorgung so dürftig war. All die Jahre, in denen sie ihn verkannt hatten, lebte er in aller Stille und selbstlos – für sie! Als sie von seiner Motivation erfuhren, war es zu spät, noch etwas für ihn zu tun, außer das Andenken an seine edle und großzügige Tat an die kommenden Generationen weiterzugeben. Aber wir können viel "um Seinetwillen" tun, der uns das lebendige Wasser gebracht hat und der, obwohl er für uns gestorben ist, jetzt wieder lebt und für immer bleiben wird.

C. H. Spurgeon: Barbed Arrows from Spurgeon's Quiver; Übertragung: JW


Bibelstellen:
Matthäus 6; Lukas 16,19-31; Johannes 7,38; Matthäus 25,40