Jesus sucht dich!
Ein Mädchen bringt ihren ungläubigen Vater in ein christliches Erholungsheim. Er fühlt sich unwohl und will umziehen, doch eine Botschaft auf einem Aussichtsturm führt ihn zu Gott. Jesus sucht dich!
Es ist einige Jahre her (ich war noch Leiter des Erholungsheimes in Blankenburg), da kam eines Tages ein Brief von einem jungen Mädchen, das irgendwo Lehrerin war. Sie fragte an, ob für sie und ihren Vater nicht noch ein Plätzchen in unserem Heim frei sei. Sie legte so großen Wert darauf, dass ihr Vater einmal mit Gläubigen zusammen sein sollte, denn er wäre ein Freigeist, der an gar nichts glaubt. Und das wäre für sie so schwer! Sie würde gern jeden Platz annehmen: Wenn sie nicht im Heim unterkommen könnte, wäre sie auch mit einem Quartier in der Stadt zufrieden, wenn nur ihr Vater noch ein Zimmer im Heim bekommen könnte.
Das Heim war schon ganz besetzt, als dieser Brief kam. Aber für den Vater ließ sich noch Platz schaffen. Die Tochter jedoch musste in der Stadt wohnen. So kamen die beiden an. Zum ersten Mal kam der Vater mit Gläubigen zusammen. Aber das verdross ihn bald. Am zweiten Tag schon sagte er zu seiner Tochter: „Kind, wir müssen die Quartiere tauschen! Was zu viel ist, ist zu viel! Morgens Religion, mittags Religion und abends Religion, das hält kein Mensch aus! Ich ziehe in die Stadt!" Die Tochter weinte, als sie mir das erzählte. Ich sagte ihr: „Sie sollten doch nicht weinen! Sie sollten doch fröhlich und guter Dinge sein!" „Ja, wie kann ich denn fröhlich sein?" fragte sie. „Ich hatte so große Hoffnungen auf diese Zeit gesetzt, und die erfüllen sich nun nicht!"
„Warum will Ihr Vater denn umziehen, was doch so mühsam für ihn ist? Wenn ihm das, was er in den Tagen zuvor gehört hat, gleichgültig gewesen wäre, dann würde er bleiben, wo er ist. Dass er umziehen will, das ist mir ein Beweis, dass er einen Stachel bekommen hat, gegen den er jetzt auszuschlagen sucht." „Meinen Sie?" fragte sie. „Ja, das meine ich. Und nun lassen Sie uns getrost dem Herrn vertrauen, dass Er auch mit Ihrem Vater zum Ziel kommt!"
Die beiden zogen um. Aber an den Mahlzeiten im Heim nahm er noch teil und an den gemeinsamen Spaziergängen auch. Aber auf diesen Spaziergängen war auch die Rede von dem, was das Herz erfüllt. So wurden ihm die Spaziergänge dann auch verleidet. Er beschloss, allein zu gehen, um nicht immer die Gespräche anhören zu müssen, die ihm so zuwider waren.
So stieg er eines Tages auf den Hainberg, den höchsten Berg, den wir bei Blankenburg haben. Von seiner Höhe hat man eine wundervolle Aussicht auf die bewaldeten Kuppen ringsum. Oben auf dem Hainberg steht ein Aussichtsturm. Nachdem der einsame Wanderer die schöne Aussicht genossen hatte, tat er etwas, was viele tun, wenn sie auf so einem Aussichtspunkt sind. Er schrieb seinen Namen an die Wand. Eine Stelle war gerade noch frei. Dahin schrieb er seinen Namen, fein in Druckbuchstaben — ich habe es selber später gesehen. Da, wie er fertig ist, erschrickt er. Unmittelbar hinter seinem Namen stehen die drei Worte: „Jesus sucht dich!” Wenn er die Worte vorher gesehen hätte, um keinen Preis der Welt hätte er seinen Namen davor geschrieben! Aber nun stand es da in einer Reihe: „Heinrich Lange — Jesus sucht dich!"
Als er das las, brach er zusammen. Er fiel in dem Turm auf seine Knie und sagte: „Herr, Du hast mich unten im Tal gesucht und ich habe mich nicht wollen finden lassen. Ich habe mich Dir zu entziehen gesucht. Nun predigt mir's die Wand, geschrieben von meiner eigenen Hand, dass Du mich suchst. Herr, ich kann nicht mehr widerstehen. Hier bin ich, hier hast Du mich!" Er gab sich oben auf dem Berg dem Herrn, und dann kam er herunter als einer, den der Herr gefunden hatte.
Wer du auch bist, der du dies liest — Jesus sucht auch dich. Bist du schon gefunden? Es gibt nur Gruppen von Menschen: Verlorene und Gefundene. Von Natur sind wir alle Verlorene um der Sünde willen. Und wir sind solange Verlorene, bis wir uns finden lassen. O, ich wollte, du würdest heute auch auf deine Knie fallen, wie der Herr Lange oben in dem Aussichtsturm und würdest dem Herrn sagen: „Vergib, dass ich mich Dir solange entzogen habe. Ich will nicht mehr fliehen. Ich will mich Dir zu eigen geben!" Gott helfe dir! Jesus sucht dich!
Ernst Modersohn: In der Schule des Lebens, zweiter Band; Übertragung: JW
Bibelstellen:
Jesaja 55,6; Matthäus 18,12-14; Lukas 15,4-7; Lukas 19,10; Johannes 10,27.28; Offenbarung 3,20;