Haltlose Theologie

Ich erinnere mich gut daran, wie ein Pfarrer, den ich sehr schätze, zu mir sagte: "Ich wünschte, ich könnte so fühlen wie Sie. Sie haben bestimmte feste Prinzipien...

Ich erinnere mich gut daran, wie ein Pfarrer, den ich sehr schätze, zu mir sagte: "Ich wünschte, ich könnte so fühlen wie Sie. Sie haben bestimmte feste Prinzipien, von denen Sie überzeugt sind, und Sie brauchen sie nur auszusprechen und durchzusetzen. Aber ich befinde mich in einem sich formierenden Zustand. Jede Woche entwickle ich meine Theologie neu." Meine Güte, dachte ich, was für ein hoffnungsloser Zustand für Fortschritt und Stabilität! Wenn ein Mathematikstudent kein festes Gesetz für den Wert der Zahlen hätte, sondern jede Woche eine neue Multiplikationstabelle aufstellen würde, könnte er nicht viele Berechnungen durchführen. Wenn ein Bäcker zu mir sagen würde: "Herr, ich ändere ständig die Zutaten für mein Brot. Ich backe jede Woche ein neues Brot", hätte ich Angst, dass er mich irgendwann vergiften würde. Ich würde lieber zu einem Mann gehen, dessen Brot ich als gut und nahrhaft empfunden habe. Ich kann es mir nicht erlauben, mit dem Brot des Lebens zu experimentieren. Außerdem gibt es in all diesen Dingen eine intellektuelle Unruhe, der wir entkommen können, wenn wir das Wort des Herrn so lieben wie unser Leben. Oh, welche Ruhe, wenn man tief in seiner Seele weiß, dass die Wahrheit, auf der man ruht, ein sicheres Fundament ist!

C. H. Spurgeon: Barbed Arrows from Spurgeon's Quiver; Übertragung: JW


Bibelstellen:
Psalm 119,105; Matthäus 7,24-27; Hebräer 4,12; Johannes 6,35; 2. Timotheus 3,16; Psalm 119,89; Lukas 21,33