Christus ausgelassen
Es ist bemerkenswert, dass sie hier Pilatus und dort Kaiphas zeigten, aber da auf der Seite kein Platz für Jesus war, haben sie diesen Teil des Bildes ausgelassen. Als ich das Bild sah, dachte ich, dass es symptomatisch für viele der modernen Predigten ist...
Einmal wurde ein berühmtes Gemälde kreiert, das unseren Herrn vor Pilatus darstellt. Dieses hatte berechtigterweise große Aufmerksamkeit erregt. Eine renommierte Zeitung, die damals eine große Anzahl von Drucken zu einem sehr fairen Preis herausgegeben hatte, reproduzierte einen Druck dieses Gemäldes. Doch aufgrund der Größe des Gemäldes konnten sie es nicht vollständig abbilden und kopierten nur einen Teil davon. Es ist bemerkenswert, dass sie hier Pilatus und dort Kaiphas zeigten, aber da auf der Seite kein Platz für Jesus war, haben sie diesen Teil des Bildes ausgelassen. Als ich das Bild sah, dachte ich, dass es symptomatisch für viele der modernen Predigten ist. Hier sehen wir Pilatus, dort Kaiphas und dort die Juden - doch den Erlöser, der für die Sünden der Menschen gefesselt und gegeißelt wurde, lassen sie weg. Vielleicht wird die Figur des Christus in der nächsten Ausgabe der Publikation erscheinen; aber selbst wenn er in der nächsten Predigt unserer modernen Theologen auftauchen sollte, dann nur als ethisches Beispiel und nicht als der Stellvertreter für die Schuldigen, nicht als Sündenträger, durch dessen Tod wir erlöst sind. Wenn wir eine Predigt hören, in der Christus nicht vorkommt, hoffen wir, dass er am nächsten Sonntag erscheint. Gleichzeitig ist die Predigt damit bis zu einem gewissen Grad verdorben und die Darstellung des Evangeliums ist völlig ruiniert, solange die Hauptfigur ausgelassen wird. Oh, es ist traurig, in einem Gotteshaus zu sein, der Predigt zuzuhören, und dann ausrufen zu müssen: "Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben!" Seien Sie versichert, dass sie ihn in ein Grab gelegt haben. Dessen können Sie sich völlig sicher sein. Sie haben ihn wie etwas Totes weggelegt und für sie ist er so gut wie tot. Wahre Gläubige, ihr könnt euch mit dem Gedanken trösten, dass er auferstehen wird. Er kann in keinster Weise von den Fesseln des Todes festgehalten werden; und selbst wenn seine eigene Kirche ihn begraben und den massiven Deckel des mächtigsten Sarkophags der Irrlehre auf ihn legen sollte, wird der Erlöser auferstehen und seine Wahrheit mit ihm. Er und sein Wort werden zusammen leben und herrschen für immer und ewig.
C. H. Spurgeon: Barbed Arrows from Spurgeon's Quiver; Übertragung: JW
Bibelstellen:
Johannes 11,49-50; Johannes 18,13-14; Johannes 19,1.6.16; Johannes 20,13; Apostelgeschichte 2,24; Offenbarung 1,18; 1. Petrus 2,24; 1. Petrus 3,18